Wie die Depression weiter gräbt
Druck, Druck und wieder Druck. Ratschläge, was hilft: fünf Tipps, Tools, die gegen eine Depression helfen. Ich kann kaum atmen, drücke das Play auf Pause. Pause auf Youtube, auf Instagram.
Licht ab 2500 Lux direkt vors Face oder ein Spaziergang morgens, dann einfach expressives Schreiben, die Gedanken umdenken, gedankliche Muster brechen und wieder tief durchatmen. Sozial aktiv sein, einen geregelten Tagesrhythmus.
Habs probiert, habs angenommen, kognitive Therapie, also am Denken mit einem Psychodoc gearbeitet, 25 Sitzungen und der Sommer, durch den wanderte ich durch einen Tunnel.
Ein Tunnel, dies merkte ich erst jetzt, da der Herbst mein emotionales, mein kognitives Gerüst wieder, weiter abstürzen ließ, mich in eine Tiefe gräbt. Keine Grube, ein Grab. Meine gelebten, vergessenen Gefühle wie Freude über die wärmende Sonne beim Wandern, der Flow bei einer konzentrierten Arbeit, mein Interesse an dir als Mensch. Es war, es ist begraben.
Ich machte meine täglichen Schritte, war im Licht, lebte Bewegung, Alkohol ist kein Alltag. Drogen eh nicht. Vermied aber keinen Zucker, die Süße, ein Hoch, ein süßer Rausch, der etwas eine Last für Sekunden nahm.
So weiß ich es jetzt.
Ich übte meine Kognition, wie der Psychodoc mich anleitete. Doch was blieb, ich rutschte tiefer in die, diese, meine Depression. Nach der Diagnose, deren Einteilung, stieg ich die Leiter aufwärts und gewann jetzt fünf Punkte der sekundären Symptome. Dorthin, wo ich versuchte, wegzukommen, zog es mich an wie ein Magnet. Ich lernte jetzt wiederholt und deutlich , wie lebensbedrohlich diese Erkrankung sein kann, wie sie für mich geworden ist.
Zur kognitiven Arbeit gehörte es auch, anzunehmen: Hey, ich muss mit ihr leben, sie kommt immer wieder, flutet an und frisst die Freude an allem.
Die Depression annehmen, zu akzeptieren, ein Leben mit ihr finden. Aber wie kann ich etwas annehmen, wenn ich nicht mal die Kraft erlebe, darüber zu trauern, was vorher war? Das Vorher ist verschwunden.
Denn Depression ist eben, dass sich alles abdunkelt, in ein Blau, ein Violett einfärbt. Gefühle, ein Früher, werden zu einer Einheit, einer Traurigkeit, die keine Trauer kennt.
Es ist wie ein Rausch ohne Euphorie, ohne Horror, Angst ja, Schuld ja, Hoffnungslosigkeit. Was ist Hoffnungslosigkeit, wenn ich keine Hoffnung definieren kann?
Aber zurück zu den Tools, die einem helfen, die laut Studien eine Wirksamkeit haben wie Antidepressiva. Nutze sie, denn wenn es klappt, weißt du: Dein Antrieb funktioniert noch.
Wenn dieser gekappt ist, dann wird es schwierig. Blöd ist nur, ich merkte es wiederholt zu spät. Oder sie, die Depression, ist zu schnell beim Ausheben des Grabs.
– MaxSophie
