Charlott 2te(a)

Heute ist ein­er dieser Tage, an dem alles wie eine schwere Decke auf mir lastet. Der Mor­gen begann wie immer – das monot­o­ne Sum­men des Weck­ers, und Fritz’ Windel war wieder aus­ge­laufen. Jam­mern? Ver­giss es.

Manche reden von einem Ham­ster­rad, das sie in ihrem All­t­ag gefan­gen hält. Ver­giss es. Es ist wie ein Karus­sell, bei dem du die ganze Zeit läuf­st, damit es sich dreht und dreht. Hörst du auf zu laufen, dann stehst du auf schar­fen Glass­cher­ben. Du kannst nicht, du darf­st nicht aufhören. Dabei frage ich mich, ob sich mein Leben jemals ändern wird oder ob ich für immer in diesem end­losen Kreis gefan­gen bin, der sich immer drehen muss. Er dreht sich immer ums Gle­iche. Fritz.

Als ich Fritz heute Mor­gen ange­zo­gen habe, hat er mich mit großen Augen ange­se­hen. Was tickt so in seinem Kopf? Spürt er meine Gedanken? Die erdrück­enden Gedanken darüber, dass ich ihm nicht helfen kann, wenn die Epilep­sie wieder durch sein Gehirn jagt. Die Ärzte reden immer von Hoff­nung, doch sind es nur leere Worte, um mich zu beruhi­gen. Die Medika­mente, die Ther­a­pi­en, die Kranken­hausaufen­thalte – es fühlt sich oft an, als ob wir in einem sinnlosen Kampf sind.

Nach dem Früh­stück habe ich einen Brief von der Krankenkasse geöffnet. Wieder eine Ablehnung. Darüber rede ich jet­zt nicht. Ich habe eh kaum noch Kraft, den Text hier zu ver­fassen.

Heute Nach­mit­tag, als ich mit Fritz draußen im Hin­ter­hof auf der Wiese war, schien die Sonne und ein leichter Wind bewegte die Blät­ter der Bäume. Fritz lag in seinem Roll­stuhl und für einen kurzen Moment schien es, als ob er lächelte. Ein echt­es, kleines Lächeln. Mir wurde unge­wohnt warm im Bauch. Char­lott, heule bloß nicht los.

Diese Hoff­nung war ein klein­er Funke, der mich antreibt, weit­erzu­machen. Ein Leben ohne die Angst vor dem näch­sten Anfall. Ein Leben, in dem wir bei­de glück­lich sind.

Vorhin, Fritz schläft und ich lag wieder alleine in meinem Bett. Die Dunkel­heit drück­te auf mich, alles Licht ver­schwand in mein­er inneren Leere. Ich bin nicht genug für Fritz, für meine Mut­ter.

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