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Wie ich scheitere zum Grübeln bei der Depression

Sie sitzen vor dir, die Ärzte, und reden über Depres­sio­nen. Ich erzäh­le von Gefühlen, die ich nicht erlebe. Depres­sion ist eine üble Geschichte, eine Krankheit. Und gibt es Wege hin­aus, wenn sie sich ein­mal in dir fest­ge­set­zt hat?

Ich will diese Frage nicht beant­worten, denn dann müsste ich mich selb­st kon­fron­tieren. Ich müsste mich fra­gen, welche Ver­ant­wor­tung ich für die Depres­sion trage und wie ich sie wieder loswer­den kann.

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a woman sitting on a bed

Charlott 2te(a)

Heute ist ein­er dieser Tage, an dem alles wie eine schwere Decke auf mir lastet. Der Mor­gen begann wie immer – das monot­o­ne Sum­men des Weck­ers, und Fritz’ Windel war wieder aus­ge­laufen. Jam­mern? Ver­giss es.

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a cartoon of a woman in a white coat reading a book

2024-01-31 16

Biegt Scham die Depres­sion in sich, verkeilt sie zur Unle­ser­lichkeit. Das Leid verk­lärt sich in Nebel, das Fühlen ver­liert sich Freud­losigkeit. Scham. Ich nehme „Regen“ v. von Schirach zu Hand.

20230130 professional medicalperson sadness yellow

2024-01-30 13

Eine wiederkehrende Depres­sion wirkt wie ein Puz­zle. Ein, zwei oder fünf Puz­zleteile fand ich zum wiederkehren­den Wohl­sein, doch das Puz­zle ist unvoll­ständig. Die näch­ste depres­sive Episode zer­wirft das Puz­zlebild erneut, da einzelne Teile „Heilung“ fehlen.

20240129 professionell mediacal sadness caffee

2024-01-29 08

Depres­sion und Mann-Sein, schließt sich dies aus? Ja, wenn du es tra­di­tionell mit Alko­hol behan­delst und nein, nehme deine Freud­losigkeit, Gereiztheit, deine Schlaf­störung und den kaput­ten Antrieb zum Doc. Ein­fach. Ein­fach so.
#Depres­sion

2024-01-28 013

Gestern, die Konzen­tra­tion war futsch, reiste ich durch YouTubes Videos zur Depres­sion. Viele, von Profis, von „Geheil­ten“ mit ihrem Rat, was zu tun sei. Ich schenke mir Stille #Depres­sion.

Am Krankenbett mit Rettungsdienst in KI

Charlott 2 (v)

Der Ret­tungswa­gen traf schneller ein, als ich es jemals für möglich gehal­ten hätte. Fritz lag dort, sein Kör­p­er ges­pan­nt und regungs­los. Nor­maler­weise ist er ein leb­hafter Junge, fast zu leb­haft, sagen die Ther­a­peuten. Doch jet­zt zuck­ten nur seine Augen­lid­er unkon­trol­liert. In mein­er Verzwei­flung hat­te ich den Kinder­arzt angerufen, aber er stam­melte nur unver­ständlich vor sich hin. „Ich kann eh nichts machen, vielle­icht ist es ein Anfall, ein epilep­tis­ch­er“, sagte er und erwäh­nte, dass seine Prax­is über­füllt sei. „Wie, Sie kön­nen nichts machen?“ Doch auf meine Nach­frage erhielt ich nur Schweigen als Antwort. Ent­nervt legte ich auf.

Hilde hat­te mich schon oft gefragt, warum ich nicht den Arzt wech­se­le. Ich antwortete nicht; ich schuldete ihr keine Erk­lärung. Aber tief in mir wusste ich, dass, wenn ich Fritz’ Arzt sah, ich das Gefühl hat­te, ihn in die richti­gen Hände zu leg­en. Er griff nicht zu hastig in Fritz’ Leben ein und fragte nie, ob wir zu wenig täten. Obwohl er nie zu Hause Lösun­gen suchte und bei jedem Prob­lem eine Ein­weisung in die Klinik bevorzugte, spürte ich, dass er der Richtige war.

Die Wartezeit auf den Notarzt zog sich hin. Die San­itäter jedoch waren unglaublich schnell; es schien, als hät­ten sie direkt vor der Tür auf den Notruf gewartet. Als sie die Woh­nung betrat­en, wehte eine küh­le, fast gespen­stis­che Luft here­in. Ich war unsich­er, sollte ich die Hand reichen oder es bei einem ein­fachen Hal­lo belassen? Ich wusste nie, ob ich die Sit­u­a­tion richtig erk­lärte. „Heute ist er anders, ganz anders als son­st“, erk­lärte ich den San­itätern. Der Kinder­arzt kommt nicht. Fritz’ Kranken­schwest­er schien eben­falls rat­los, Trä­nen standen ihr in den Augen. Ich wies sie an, im Wohnz­im­mer auf dem Sofa zu warten. Ich brauchte Raum um Fritz.

Die San­itäter began­nen, ihre Aus­rüs­tung auszu­pack­en und fragten, ob Fritz kurzzeit­ig ohne Beat­mung auskom­men kön­nte. Ich verneinte entsch­ieden, seine Beat­mung musste genau eingestellt bleiben. Sie schaut­en mich an, als hätte ich sie angeschrien. Meine Hände zit­terten, während ich san­ft Fritz’ erhitztes Gesicht stre­ichelte. „Haben Sie schon Fieber gemessen?“, fragte ein­er der San­itäter. Ich erstar­rte. Das war die Auf­gabe der Schwest­er. Warum son­st war sie hier? Sie rührte sich nicht, ihr Gesicht krei­de­ble­ich.

In diesem Moment fühlte ich, dass jede Sekunde zählte. „40,1“, hörte ich die San­itäter sagen. Mein Herz sank. Während sie eine Vene sucht­en und eine Infu­sion vor­bere­it­eten, ver­suchte ich, die Zeit anzuhal­ten, hielt Fritz fest und wün­schte, er würde ein­fach bleiben. Der Notarzt kam here­in, drängte mich bei­seite und begann mit der Unter­suchung. Diazepam war das Stich­wort, und sie fragten nach früheren Anfällen. Ich nick­te nur.

Schließlich pack­ten der Arzt und ein San­itäter Fritz, der andere bere­it­ete alles für den Trans­port vor. Als ich im Ret­tungswa­gen saß und das Sig­nal­horn ertönte, fühlte ich mich, als würde ich erdrückt – unfähig zu atmen, gefan­gen in mein­er Angst und Sorge um Fritz.

Charlott 2 (u)

Ich hätte es ja nie geglaubt. Sie hat­te aber immer davon gere­det. Werde bloß nicht alt, hat­te sie immer gesagt, wenn man sie getrof­fen hat­te. Werde bloß nicht alt und hat­te dann vom Ster­ben gere­det. Sie hätte sich einen guten Mix von ihren Tablet­ten gemacht, hieß es, runter geschluckt mit einem ein­fachen Fusel aus dem Super­markt, und das war es. Aufge­fall­en war es schon, dass sie weg war, man dachte, sie sei in der Klinik, aber dann stand plöt­zlich ein junger Mann mit der Polizei vor der Tür.

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a woman looking out a window

Charlott 2 (t)

Kaum war sie das erste Mal bei uns, die Früh­förderin, da stellte ich mir gle­ich die Frage, ob es keine Alter­na­tive gäbe. Ich mochte sie nicht. Es war nicht nur ihr Geruch, säuer­lich, überdeckt von einem süßen Par­füm. Doch das Saure stach hin­durch, zu einem mod­ri­gen Mix wie ein feuchter Keller, in dem eine Ladung Milch vergessen wurde. Vielle­icht klingt das hart, aber kurz nach­dem sie weg war, riss ich alle Fen­ster auf, deck­te Fritz zu und lüftete eine knappe halbe Stunde.

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Charlott 2 (s)

Vis­ite. Wenn dann die Ärzte so über Fritz hin­weg schauen, da stellte sich mir oft die Frage: Was denken die? Worüber wird hier eigentlich ver­han­delt? Häu­fig war es mir gar nicht klar. Sicher­lich, wenn da so ein klein­er Junge liegt, fiebernd, angek­lemmt an an ein­er sur­ren­den Mas­chine. Mir treibt es zumin­d­est jeden Mor­gen erst­mal die Trä­nen in die Augen. Nichts von Gewöh­nung, denkste. Meine Mut­ter meinte es zumin­d­est, es gin­ge, als sie mich in der Klinik abgeben musste. Ich hat­te mein Bein gebrochen. Zu Hause bleiben, das war aus­geschlossen für sie, das gab es nicht. Und wie ich da im Bett gele­gen haben soll, jam­mernd, wim­mernd. Am Anfang biss sie sich auf die Lip­pen. Sie hat­te ein­fach Angst vor mir in Trä­nen zu ste­hen und zu sagen: “Kind, du tust mir so leid. Ich kann dir ein­fach nicht helfen.” “Ja,” sagte sie, “so war es an den ersten Tagen. Nach ein­er Woche, da…” Wie? Es Sie musste kein Mitleid mehr auf­brin­gen. Es ging mir bess­er, sicher­lich, wie son­st hät­ten die mich nach noch ein­er weit­eren Woche ent­lassen. Ich hat­te wed­er einen Schnorchel im Mund steck­en, noch fieberte ich. Ich war nur ein klein­er chirur­gis­ch­er Patient, ein Kind was nicht laufen kon­nte, was Schmerzen hat­te zum einen, aber auch alleine im Kranken­haus war. Kein Kind, wo der Tod mit am Bett sitzt und die Gespräche ansummt, wie auch die Trau­rigkeit.