Charlott 2 (m)

Am häu­fig­sten muss ich an die Tage denken, an denen die Hilde immer zu spät kam. Auch an dem Tag, als ich einen Ter­min mit der Wohnge­sellschaft hat­te. Da wollte sie unbe­d­ingt mit dabei sein. Doch sie tauchte nicht wie verabre­det auf.
Prob­leme mit dem Hau­seigen­tümer, nun, die gab es immer mal, aber dieses wog schon schw­er­er.

Ein Mit­be­wohn­er hätte sich beschw­ert, erzählte mir die Wohnge­sellschaft. Ich würde mit dem Bug­gy immer gegen die Wand stoßen gegenüber vom Fahrstuhl. “Hmm,” ließ ich in den Hör­er fall­en, wodurch der Herr am anderen Ende meinte, “Dies lässt sich wohl kaum übers Tele­fon klären.” Ich pflichtete ihm bei und erk­lärte, dass die Kurve für den Bug­gy, wenn man aus dem Fahrstuhl kommt, ein­fach zu eng ist. “Wie gesagt, wir machen einen Ter­min”, sagte er: “Sie sind doch sicher­lich immer zu Hause.” — “Nein,” antwortete ich: “auch wenn ich ein behin­dertes Kind habe, heißt es noch lange nicht, dass ich nicht mehr rauskomme, drin­nen in der Woh­nung, ver­sauere.” — “Das habe ich doch gar nicht gesagt. Ich ging nur davon aus, sie seien nicht arbeit­en und ich könne daher einen Ter­min am Tag find­en.” Den haben wir dann auch gefun­den. Elf Uhr und die Hilde, sie meinte, sie könne auch um die Zeit. Gle­ich ist es elf und es wäre schön, wenn sie auch kom­men würde. Aber, nein, der Zeiger der Uhr set­zt sich auf Punkt elf und es klin­gelt der Mann von der Woh­nungs­ge­sellschaft. “Na dann schauen wir uns mal den Schaden an.” floss es aus seinem Mund. Den Schaden, als wenn ich etwas kaputt gemacht hätte. Muss ich mir den Schuh anziehen, wenn hier alles nur für den aufrecht­en Gang gebaut ist. Doch ich blieb still, pack­te Fritz in den Bug­gy und wir gin­gen zum Fahrstuhl. “Ich seh schon, die Wand sieht nicht ger­ade nett aus und sie kom­men wirk­lich nicht anders vor­bei?” — “Nee.” antwortete ich: “ich kann ja mal den Fahrstuhl holen und dann zeige ich es ihnen.” Der Fahrstuhl kam mit der Hilde. Ich atmete tief aus, nun muss ich diese Diskus­sion doch nicht alleine durch­ste­hen.

Die Hilde blieb ein­fach bei uns ste­hen und er fragte darauf, ob sie dazu gehöre. Sie antwortete mit ja, doch er wartete dies ja gar nicht ab und redete weit­er. “Zeigen sie mal, wie sie in den Fahrstuhl rein und wieder raus kom­men mit dem Bug­gy.” Und wie jedes mal beim Ver­lassen, sch­abte ich ein Stück an der Wand ent­lang mit einem Reifen. “So gin­ge das aber nicht.” warf er ein. Ich bot ihm den Bug­gy an, aber er lehnte ab. Dann fing die Hilde an, ihm zu erk­lären, dass es doch nicht an mir liege, wenn hier alles so eng gebaut wurde. Flure, wo kaum zwei Leute nebeneinan­der passen. Er meinte nur, trotz­dem müsse ich für den Schaden aufkom­men, spätestens dann, wenn ich ausziehe. “Was denn für ein Schaden?”, beschw­erte ich mich: “Eine Wand, die vom Gum­mi des Rades ein wenig dreck­ig ist.” Er schaute mich gen­ervt an und holte tief Luft. Die Hilde fragte ihn, ob man die Wand nicht mit abwaschbar­er Farbe stre­ichen könne? Seine Lip­pen zogen sich zur Lin­ie, als hät­ten sie vor, das Wort Nein zu binden. Ich warf schnell ein: “Aber sie sehen doch, der Flur hat sowieso einen Anstrich nötig. Stand auch let­ztes Jahr in der Mieterzeitung.” Seine Lip­pen zogen sich einen Moment noch enger zusam­men und dann sagte er: “Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Wir machen hier eine abwaschbare Tapete hin und sie küm­mern sich darum, dass sie sauber bleibt.” Ich stimmte zu und als er weg war, moserte hin­ter mir die Hilde noch rum, von wegen, ich hätte nicht nachgeben sollen. Jet­zt habe ich noch die Arbeit am Fahrstuhl den Flur sauber zu machen. Hilde, die Tapete, nur die Tapete.

Kat­e­gorie: 



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